Ein Beitrag von: Deutsches Historisches Museum
Am 3. Februar 2018 verstarb – fast 90-jährig – der Fotograf Stefan Moses. Die zahlreichen Nachrufe würdigten ihn als Humanisten, Menschenfreund oder Chronisten des 20. Jahrhunderts und tatsächlich zählen vor allem seine Portraitserien unbekannter und bekannter Deutscher – Künstler*innen, Politiker*innen, Emigranten*innen – zum Bildgedächtnis der Bundesrepublik.
Das Deutsche Historische Museum widmet Stefan Moses nun eine Werkschau, die erstmals eine weniger bekannte Facette seines fotografischen Schaffens in den Blick nimmt: seine frühen Arbeiten als Fotoreporter aus den 1950er und 1960er Jahren.
Seine fotografische Laufbahn begann der 1928 im schlesischen Liegnitz geborene Moses 1947 als Theaterfotograf in Weimar. Hierher kam der vom NS-Regime als „Mischling“ Verfolgte nach seiner Flucht aus einem Arbeitslager; 1950 siedelte er nach München über und begann, als Fotoreporter zu arbeiten, 1960 engagierte ihn der „Stern“, für den er auch zahlreiche Reportagen aus dem Ausland fotografierte.
Moses’ internationale Erfahrungen schärften seinen Blick auf die junge Bundesrepublik: Das Land, dem er 1950 fast den Rücken gekehrt hätte, das sich nach Krieg und Terror mit Wiederaufbau und Wirtschaftswunder neu erfinden und in der Normalität einrichten wollte, faszinierte ihn zunehmend und wurde zu seinem Lebensthema. „Für mich ist Deutschland genau so exotisch wie Afghanistan oder Paraguay, überall unerforschte Gebiete“, begründete er später seine Jahrzehnte dauernden fotografischen Erkundungen.
Anhand von 250 Fotografien sowie Zeitschriften und Büchern zeichnet die Ausstellung Moses’ Weg vom umtriebigen Fotoreporter zu einem der wichtigsten Portraitfotografen und Chronisten der Bundesrepublik nach. Gezeigt werden erstmals frühe und heute weitgehend unbekannte Fotoreportagen und Bildessays aus dem Nachlass Moses’ neben einer Auswahl aus seinen berühmten Portraitserien „Deutsche“ und „Emigranten“ aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums.
Politische Momentaufnahmen, gesellschaftliche Beobachtungen und humorvolle Alltagsimpressionen aus Deutschland, Europa und Übersee verdichten sich dabei zu einem Portrait der jüngeren deutschen und internationalen Zeitgeschichte. Gemeinsam ist ihnen Moses’ ironisch-distanzierter, aber nie denunzierender Blick auf die Menschen und die gesellschaftlichen Verhältnisse.
Ausstellungsinfo
Das exotische Land. Fotoreportagen von Stefan Moses.
Zeit: 1. Februar – 12. Mai 2019, täglich 10–18 Uhr
Ort: Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin
kwerfeldein – Magazin für Fotografie http://bit.ly/2Dy355i
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