Vor einer Woche haben wir Euch, unserer schon jahrelangen Tradition folgend, nach Euren wichtigsten Fotos des vergangenen Jahres gefragt. Wieder haben wir viele spannende, berührende und schöne Einsendungen erhalten. Im Folgenden seht Ihr unsere subjektive kleine Auswahl.
Wenn Ihr alle Einreichungen sehen möchtet, stöbert gern selbst in den Kommentaren zum Aufruf. In diesem Jahr ist uns aufgefallen, wie viele ihre Fotos inzwischen auf Instagram verlinken. Viel mehr als im letzten Jahr und über die letzten Jahre betrachtet, zeichnet sich da ein sehr deutlicher Trend ab.
Mein wichtigstes Bild konnte und wollte ich nicht so festlegen. Aber es gab eine Serie und speziell ein Bild, bei dem der Hintergrund mich mehr berührt hat. Es geht um eine junge Frau und ihre „Krankheit“, die wir den Menschen näher bringen wollten. Endometriose ist etwas, wovon selbst viele Ärzt*innen keine Ahnung haben. Somit stehen Betroffene sehr oft allein da.
Das Bild haben wir deswegen ganz bewusst mitten auf dem Nürnberger Frühlingsfest aufgenommen. Einfach um zu zeigen, dass viele Frauen nicht allein sind. Das war uns wichtig. Nett war auch, dass dieses Bild Titelbild einer Interviewreihe von stern.de wurde, in der Betroffene über ihre Erfahrungen berichtet haben.
Zwei Monate vor dem Foto habe ich zum ersten Mal versucht, die Milchstraße zu fotografieren und das lief mehr schlecht als recht. Dennoch hatte ich eine Menge Spaß und wollte es wieder versuchen. Jedoch haben das Wetter und die Mondphase es nur ein weiteres Mal in den nächsten zwei Monaten zugelassen und so hatte ich keine große Hoffnung, die Milchstraße im Sommer (Juli) vernünftig ablichten zu können, da die Nacht kaum richtig dunkel wird und ich bis dahin immer gelesen habe, dass man es im Juli und August eigentlich vergessen kann.
Wir haben es spontan im Urlaub im Harz dann doch versucht und auch vorher schon mit einer Sternenkarte geschaut, ob das geplante Ziel passend zur Milchstraße liegt – das Foto ist eine Einzelbelichtung, damals hatte ich noch keine Ahnung von Stacking und meine Photoshop-Kenntnisse waren auch recht überschaubar. Als wir dann dort ankamen, mussten wir erst noch eine Stunde bis ca. 00:30 Uhr warten und es war doch schon kälter als erwartet.
Als wir dann die ersten Aufnahmen machten, waren wir wirklich zufrieden: Die Milchstraße lag perfekt über der Mühle und man konnte sie schon auf dem Kameradisplay recht gut erkennen. Dies ist damit also mein erstes wirklich durchdachtes (für Anfänger-Verhältnisse) Milchstraßenbild. Und es sollten noch einige weitere folgen.
2018 bin ich aus gesundheitlichen Gründen kaum dazu gekommen, zu fotografieren. Als es mir langsam etwas besser ging, ist dieses Foto entstanden. Es ist ein besonderes Foto für mich, weil ich das erste Mal nach langen Monaten wieder gut genug „auf den Beinen“ war, um allein fotografieren zu gehen und endlich den „verlängerten Sommer“ 2018 zu genießen.
Das ist der kleine Sohn meiner besten Freundin, die ich seit 16 Jahren kenne. Wir haben zusammen studiert, zusammen gewohnt und viel gemeinsam erlebt. Und nun ist dieser kleine Kerl da und ich finde den so toll und freue mich, dass er mich Tante Dörte nennt und wir so langsam richtig dicke Freunde werden.
Nach einer vierstündigen Wanderung durch Nebel und Regen konnten wir an unserem Ziel keine zehn Meter weit sehen. Aus dem Regen wurde sogar noch Schnee, aber das hielt niemanden von uns ab, unseren Plan umzusetzen. Am nächsten Morgen klärte der Himmel im richtigen Moment auf, wir zogen uns alle schnell die gefrorenen Wanderschuhe an und erlebten einen unglaublichen Sonnenaufgang.
Ich war im Herbst morgens das erste Mal mit unseren drei Hunden und Kamera unterwegs. Das war ein schweißtreibendes Unterfangen, denn unser Neuzugang war die junge Dobermannhündin Luzula (benannt nach einem Gras: Luzula Niveau). Sechs Monate alt, hibbelig, sprunghaft und vollziehend. Heißt: Sie zog mich unter Leinenvollspannung durch Wald, Wiese und Feld.
Als wir schon eine lange Weile unterwegs waren, lief uns auf einem gerade verlaufenden Feldweg ein Jogger entgegen. Er kam immer näher – als sein Atem in Reichweite war, ließ ich Emma, Hobbes und Luzula am Wegesrand absitzen. Luzula war erst ca. eine Woche bei uns, ich kannte ihre Reaktion auf morgendliche Läufer noch nicht. Die Kamera baumelte zwischen den drei Leinen und schlug mir auf die Brust.
Der Läufer war fast auf unserer Höhe, ich rechnete immer noch damit, dass Luzula nach vorne schoss. Dann war der Läufer da. Er grüßte, keuchte etwas von „lieben Hunden“ und lief dem Horizont entgegen. Ich brauchte einen Moment des Sammelns, drehte mich dann um und sah ihn noch als kleinen hüpfenden Punkt.
Irgendwie bekam ich neben den Hundeleinen noch die Kamera in die Hand und drückte auf den Auslöser – noch bemüht, den Horizont so gerade wie möglich im Kasten zu haben … das Ergebnis war dann „gut gelaufen“. Mein Foto aus dem Jahr 2018. Ich kann mich an die Situation noch erinnern, als wäre es gestern gewesen. Luzula ist immer noch hibbelig und sprunghaft – und voll lieb.
Mein wichtigstes Bild 2018 ist vermutlich dieses Bild. Warum? Während ich es machte und in den Minuten danach entstand die Idee für ein Projekt, das meine fotografische Arbeit im kommenden Jahr nicht ungemein prägen wird. Nachdem sich über mehrere Jahre schleichend eine kreativitätserdrückende Routine eingeschlichen hat, sorgt dieses Projekt gerade wieder für gut frischen Wind in meinen Arbeiten. Daher: mein persönliches Best Piece. Zu sehen: ein seit 20 Jahren leerstehenden Bauernhof.
Mein Bild des Jahres ist aus der Serie von meinen neun besten Bildern von 2018 ausgewählt und wurde um 06:39 Uhr morgens von einem Boot auf der Ruhr bei Essen aufgenommen. Es ist nicht perfekt, es ist nicht scharf, aber es zeigt für mich genau die Stimmung, die morgens über der Ruhr lag:
Es war noch kühl, Nebel stieg auf und das alte Ausflugsboot der Weißen Flotte Baldeney See fuhr gemütlich über die Ruhr. Es spiegelt wunderbar die Ruhe wider, die an diesem Morgen über der Ruhr lag – der exakte Kontrapunkt zum ansonsten quirligen Ruhrgebiet. Ein Moment der Ruhe und Entspannung auch ohne große Technik – aufgenommen mit einer Bridgekamera.
Mein wichtigstes Bild ist zum Sonnenaufgang in der sächsischen Schweiz entstanden. Eigentlich hatten wir mit einem ganz anderen Wetter gerechnet, nämlich einem nebelverzogenen und verregneten Sachsen. Aber als die Sonne rauskam, hatten wir auf einmal einen Moment der Freiheit. Mit diesem Bild verkörpert Anita den Moment für mich.
Bei mir war es mal wieder ein Foto von Schwänen. Mein Lieblingslangzeitprojekt. Es ist ja nun nicht so, als ob es hier in meiner Gegend oft Schnee geben würde. Und – zumindest gefühlt – fällt er, wenn er dann doch mal fällt, meistens zur falschen Uhrzeit (fotografisch gesehen). Auch letzten Winter gab es nicht allzu viele Gelegenheiten, vormittags richtig schönen Schneefall zu erleben. Aber immerhin, es gab es ihn.
Und dann war ich da zur richtigen Zeit leider erst einmal nur fast am richtigen Ort. Schlimmer noch, ich hörte, wie Schwäne starteten. Nicht sichtbar im starken Schneefall. Dachte schon: Das war’s mit der Chance 2018! Aber ich hatte Glück. Zwei erwachsene und ein junger Schwan haben es entweder verpasst, mitzufliegen oder wollten sowieso nicht.
Jedenfalls sind sie über den gefrorenen und eingeschneiten See gestapft und haben sich dann in die letzte offene Wasserstelle begeben. Da war ich dann zum Glück inzwischen auch am richtigen Ort für Fotos. Und das hier ist mein Lieblingsfoto von diesem Morgen.
Mein wichtigstes Foto entstand im Sommer des letzten Jahres. Ich hatte schon seit Ewigkeiten keine Portraitaufnahmen mehr gemacht und freute mich sehr auf das anstehende Shooting an diesem Tag, das im Hamburger Hafen stattfinden sollte.
Für dieses Foto kletterten wir gemeinsam auf einen Stapel riesiger Reifen, der sich am Straßenrand vor uns aufbäumte. Während das Modell Jakob im Zentrum wieder nach unten stieg und mit Spinnen zu kämpfen hatte, versuchte ich, in vier Metern Höhe dem Wind Stand zu halten und den Auslöser meiner Kamera zu betätigen.
Dieser Tag und insbesondere dieses Bild haben mir gezeigt, dass man manchmal einfach seinem Bauchgefühl vertrauen sollte. Wenn man dann noch die passenden Menschen dabei hat, die diesem Bauchgefühl vertrauen und bei jeder noch so verrückten und schwindelerregenden Idee mitziehen, wird zumindest mir immer wieder bewusst, wie sehr ich die Fotografie liebe.
Mein Bild 2018 ist eine Momentaufnahme, entstanden in einem Kaffeehaus meines Wohnortes. Ich hatte lieben Besuch und wir wollten eine Kleinigkeit zu uns nehmen. Mit in dem mittelalterlich geprägtem Haus waren zwei Nonnen, die ihren Platz am Fenster eingenommen hatten. Sie aßen voller Freude ein großes Stück Torte und tranken einen Tee dazu. Immer wieder schauten die beiden versonnen aus dem Fenster, das sie in ein umschmeichelndes Licht tauchte. Die Situation war so einnehmend, dass ich sie ablichten musste.
Ich mag es so sehr, weil es für mich etwas ganz Besonderes war, erste Portraits unter dem Wasser zu schießen. Mein Leben lang faszinierte mich bereits dieses Element, irgendwie hat es etwas Magisches. Und wenn ich dann unter dem Wasser durch meinen Sucher blickte oder mir im Nachhinein mit meinen Modellen die Ergebnisse ansah, dann wusste ich auch, warum.
Diese Schwerelosigkeit und „Leere“ auf den Bildern sind anders kaum zu erreichen. Trotz all der Anstrengungen, viel Wasser in der Nase und der anfänglichen Schwierigkeiten in dem Bereich, kann ich es kaum erwarten, in diesem Jahr erneut abzutauchen!
Dieses Bild entstand Ende des letzten Jahres auf einem Kurztrip nach Eindhoven. Wichtig ist mir hierbei persönlich, dass ich mittlerweile durch die Fotografie einen gewissen Blick dafür entwickelt habe, Dinge zu „sehen“, die andere vielleicht übersehen. Ein kurzer Blick nach oben oder ein Wechsel der Perspektive lohnt sich auf jeden Fall immer.
Mein wichtigstes Foto war das hier, das ich beim #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz aufgenommen habe. Mit der Olympus mju 2 mitten im Geschehen. Das Konzert, das ich sehr spontan mit einer Freundin besucht habe, war sehr toll, wobei mir aber auch die Botschaft sehr wichtig ist. Das Bild werde ich mir als Leinwand drucken lassen.
Es war einer der heißesten Tage in diesem Jahr. Umso besser, dass die Wolken und die Höhe das Wetter angenehm machten. Früh morgens fuhr ich mit der Luftseilbahn Alpsigel auf 1600 m und stapfte los. Vorbei an neugierigen Kühen mit Blick auf den hohen Kasten. Immer weiter in Richtung Bogartenlücke.
Dort angekommen, genoss ich den Ausblick und gönnte mir eine kurze Pause. Das steile Stück nach unten war recht anstrengend. Unten angekommen, ging es wieder nach oben zur Bollenwees am Fälensee. Die verdiente Pause überbrückte ich mit vielen Fotos, in der mein wichtigstes Bild 2018 entstand. Danach machte ich mich auf den Heimweg über viele Felder und durch Wälder, hinab ins Tal mit einem Tretroller.
Das Bild war Teil eines wichtigen persönlichen Lernprozesses, der 2018 bei mir startete. Davor war es für mich meist schwierig, allein etwas zu unternehmen, so dass ich es auch genießen konnte. Zudem war es so ein wundervoller Tag. Ich konnte jeden Augenblick genießen. Und mal ehrlich, schade, wenn es an anderen hängt, dass schöne Fotos entstehen können. Seitdem gehe ich öfter allein mit meiner Kamera los und suche tolle Spots zum Fotografieren. Alleinsein macht mir immer weniger aus.
Eines meiner Lieblingsbilder entstand im vergangenen Juni mit einem eher spezielleren Glas. Ich „knipsografiere“ oft mit „durchgeknallten Gläsern“ (Helios, Jupiter, Trioplan, Lensbaby, Daguerrotype Achromat, Petzval etc.) und erreiche damit meistens auch fast ebenso „durchgeknallte Bilder“.
Beim Bild „broken blue“ gefällt mir das Zusammenspiel von scharfen Kanten und sanften Rundungen besonders. Das leicht eigenwillige Format gibt dem Bild meines Erachtens noch zusätzlich etwas Raum. Trotzdem; es ist nicht mein bestes, aber ein weiterer, kleiner Schritt zur eigenen Stilfindung.
Anfang des letzten Jahres hatte ich eine Routine-Untersuchung in einer Spezialklinik in Bad Rothenfelde hinter mich zu bringen – maximal zwei Nächte waren in der Klinik geplant. Dann kam aber alles ganz anders und der Klinikaufenthalt mit anschließender Reha zog sich über mehr als sechs Wochen hin.
Während der Reha hatte ich nur mein Handy und einen Instax-Drucker bei mir. „Die Wölfe kratzen an der Tür“ ist eine Doppelbelichtungs-Collage aus einer Aufnahme eines Teils der Klink in der Dämmerung sowie einer Detailaufnahme der audiovisuellen Installation „Marathon der Tiere“ der Künstlerin „rosalie“, die zu diesem Zeitpunkt im Rahmen der Lichtsicht 6 in Bad Rothenfelde gezeigt wurde.
Der Titel ergab sich fast zwangsläufig, da ich mich zu dem Zeitpunkt ausgiebig mit dem Casper-Album „Lang lebe der Tod“ beschäftigte. Die Zeile „Die Wölfe kratzen an der Tür“ entstammt dem Stück „Flackern, Flimmern“, das quasi der Soundtrack des Bildes ist. Veröffentlicht habe ich das Bild im Rahmen der RoidWeek im Frühjahr 2018.
Das ist einfach – für mich persönlich das schönste Foto entstand am 24. 12. auf einer Wanderung durch die nass-kalt-verschneite sächsische Schweiz. Fast menschenleer, ruhig, und voller Dampf aus den umliegenden Talkesseln, bot sich uns ein fast märchenhafter Anblick über die Landschaft.
Das Foto bedeutet für mich sehr viel – viel Verbindung zum Vergangenen und schwierigen Zeiten und gleichzeitig zeigt es mir den Ausblick auf die große Weite und auf viele verschlungene neue Pfade. Es bedeutet für mich Dankbarkeit und Zuneigung.
Mein wichtigstes Bild dieses Jahres ist in einem kleinen See in der Nähe von Darmstadt entstanden. Während es drum herum nur Trubel und viel Lärm gab (genau wie auch für mich persönlich in 2018) konnten wir relativ schnell das Foto schießen. Es strahlt im Kontrast zum Drumherum viel Ruhe und Frieden aus, so wie ich es mir für 2019 wünsche.
Wir hoffen, Euch haben die Fotos und Geschichten inspiriert. Welche Arbeiten haben Euch besonders gut gefallen?
kwerfeldein – Magazin für Fotografie http://bit.ly/2H4yVug
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