Ein Beitrag von: Christina Key
Für Ausrüstung muss man nicht unbedingt viel Geld ausgeben. Mit vielen Alltagsgegenständen lassen sich wirkungsvolle Fotosachen selbst bauen, die gekauften Zusatzgeräten in der Wirkung oft in nichts nachstehen. Christina Key zeigt in ihrem neuen Buch „Style, Light, Shoot!“ aus dem Verlag Rheinwerk ihre unkonventionellen Vorgehensweisen und verrät dabei alle Tipps und Tricks, die sie im Laufe ihrer Karriere gesammelt hat.
Wir dürfen in den kommenden Wochen einige dieser Tipps veröffentlichen und beginnen heute mit einem Low-Budget-Hack aus dem Kapitel Lichtquellen.
EASY-PEASY-EQUIPMENT – Baustrahler
Auf dem Bau sind sie nicht mehr wegzudenken und auch für die Fotografie sind sie trotz ihres mittelmäßigen Rufs keineswegs uninteressant: Baustrahler sind eine preiswerte und abwechslungsreiche Lichtquelle. Einige Modelle sind auch für Outdoorshootings geeignet, da sie mit einem Akku und somit ohne Stromkabel auskommen. Mit einer solchen Lampe hat man natürlich maximale Flexibilität, da man nicht auf eine Steckdose angewiesen ist. So hat man auch unterwegs immer das „eigene“ Licht dabei.
Bei diesem Frauenportrait habe ich beispielsweise auch mit einem mobilen Baustrahler gearbeitet, mit dem ich das Gesicht des Modells ausgeleuchtet habe. Aufgrund des Lichtscheins der umliegenden Laternen ergab sich auf dem Gesicht ein unschöner Schatten, den ich mithilfe des Baustrahlers aufhellen konnte. Baustrahler können als alleinige Lichtquelle verwendet werden oder Akzente setzen.
Aktuell sind viele Baustrahler mit Halogenlampen ausgestattet. Diese Leuchtmittel sind noch nicht vom EU-Verbot betroffen. Sie haben den Vorteil, dass sie ein starkes Licht aussenden, das nicht flackert und konstant seine Lichtfarbe beibehält. Der Nachteil dieser Beleuchtungsart liegt vor allem in seiner Hitzeentwicklung. So sollte man unbedingt darauf achten, keine entflammbaren Materialien in der Nähe zu positionieren.
Achtet bei Halogenbaustrahlern auch darauf, dass diese Griffe haben, die nicht heiß werden. Die Farbtemperatur von Halogenlampen liegt meist unter dem Wert von Tageslicht. Dies bedeutet, dass Halogenlampen einen warmen Farbton ausstrahlen. LED-Lampen sind deutlich energiesparender und produzieren weniger Hitze als Halogenleuchtmittel. Hier findet man Lampen mit verschiedenen Farbtemperaturen, die von 2.000 bis 7.000 K reichen.
LED-Lampen mit einem hohen Kelvin-Wert haben im Vergleich zu Tageslicht einen viel stärker ausgeprägten Blauton. Ein Wert von 2.000 K wirkt dagegen eher golden. LED-Lichtquellen haben jedoch den Nachteil, dass sie einen Lichtabfall zum Rand hin aufweisen und nicht unbedingt dafür geeignet sind, um große Flächen auszuleuchten.
Der Nachteil, den Baustrahler generell mit sich bringen, ist also, dass die Leuchtmittel und damit die Farbtemperatur der unterschiedlichen Modelle nicht immer gleich sind. Was zum Beispiel für professionelle Produktfotograf*innen ein Albtraum ist, kann man sich im künstlerischen Bereich der Fotografie gezielt zunutze machen: Mit den unterschiedlichen Farbtemperaturen kann man einen spannenden Look und mehr Dynamik erzeugen.
Bevorzugt man eine gleichmäßige Lichtfarbe, empfehle ich, nur Baustrahler des gleichen Modells zu verwenden. Achte auch hier unbedingt darauf, dass Du im RAW-Format fotografierst, sodass später in der Nachbearbeitung der Weißabgleich nach Bedarf anpassbar ist.
Bei diesem Foto habe ich das Licht des Baustrahlers als einzige Lichtquelle von links vorn eingesetzt. Die warme Lichtfarbe der LED-Lampe kontrastiert mit dem Blau des DIY-Hintergrunds und dem Samtjackett. Das Licht betont die Wangenpartie des Modells und sorgt zudem für Glanzlichter auf den Wangen, in den Augen und auf dem Jackett. Ich habe für dieses Portrait einen Baustrahler mit einer Farbtemperatur von ca. 6000 K verwendet und einen Weißabgleich von 8000 K eingestellt, sodass das Licht noch wärmer wirkte.
Der Baustrahler diente hier als Effektlicht von rechts hinten, durch das sich die Haare des Modells besser vom Hintergrund abheben und die Konturen im Gesicht stärker betont werden konnten.
Diese stimmungsvolle Foodaufnahme habe ich gleich mit zwei Baustrahlern ausgeleuchtet – einem von links und einen von rechts. Zusätzlich habe ich auf jeden Baustrahler weißes Backpapier gespannt, um das Licht abzuschwächen. (Achtung, Brandgefahr! Da der Baustrahler heiß wird, dürfen nur hitzeresistente Materialien verwendet werden.) Zusätzlich habe ich mit Wunderkerzen und Gläsern gearbeitet. Durch die Lichtpunkte im Hintergrund und das Glitzern der Wunderkerze entsteht ein festliches Foto.
Bei diesem Portrait waren ebenfalls gleich zwei Baustrahler im Einsatz: Das Licht des links positionierten Strahlers erzeugt auf den Wangen und dem Haar ein Streiflicht, das die Konturen betont und den Haaren einen schönen Glanz verleiht. Durch das Licht des vorderen Baustrahlers entstehen Lichtreflexe in den Augen, die das Portrait lebendiger wirken lassen.
Der ungewöhnliche Ausschnitt des schwarzen Samtkleids lenkt den Blick der Betrachtenden direkt zum Gesicht. Der knallrote Lippenstift und die rot lackierten Fingernägel sorgen für zusätzliche Hingucker.
Habt Ihr jetzt Lust bekommen, selbst eine alternative Lichtquelle zu nutzen? Dann auf in den nächsten Baumarkt. Oder erst einmal zum nächsten Buchladen und Christinas Buch bestellen, denn dort findet Ihr viele weitere Ideen für Low-Budget-Lichtquellen, DIY-Hintergründe, Bildeffekte und vieles mehr.
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