Ein Beitrag von: Carla Pohl
Meine Beweggründe für das Projekt „In erster Linie bin ich Mensch und die Kamele interessieren mich mehr…“ sind verschieden. Im Grunde genommen verbinde ich zwei Themen miteinander, die mich bewegen, beschäftigen und immer wieder berühren.
Das eine Thema: Landwirtschaft, Naturschutz, Umweltschutz und Tierschutz. Alles dreht sich um die Natur und Mutter Erde ist unsere Lebensgrundlage. Ich finde es auch immer wieder gut, zu wissen, wo mein Essen herkommt und wie es „behandelt“ wird. Zu Beginn war ich sehr erstaunt darüber, wie viele Berufe es in diesen Bereichen gibt. Das sind mehr als 80 Berufe, also eine große Menge Möglichkeiten, interessante Menschen zu finden und zu portraitieren.
Warum ich nur Frauen fotografiere, hängt mitunter von meinem eigenen Frausein ab. Und die Themen Weiblichkeit und Frauen durchziehen einen Großteil meiner Arbeiten. So war und ist auch in diesem Projekt das ursprüngliche Thema Frauen und Weiblichkeit.
Irgendwann – eigentlich war es immer unbewusst da – ist mir aufgefallen, dass in den meisten Wettbewerben, Förderungen, Ausstellungen und Jurys mehr Männer zu finden sind als Frauen. Auch im Bereich der Landwirtschaft sieht man mehr Männer als Frauen. Ich frage mich regelmäßig, warum das so ist und ob es nicht langsam Zeit ist, den Frauen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Ein weiterer Aspekt kommt zur Wahl, Frauen in diesen Bereichen zu fotografieren hinzu. Kulturgeschichtlich sind Naturwesen hauptsächlich weiblich dargestellt: Diana, die Göttin der Jagd oder auch Mutter Erde sind Frauen – schon immer gewesen und werden es auch bleiben. Bei mir kam dann die Frage auf: Haben Frauen einen anderen und auch nachhaltigeren Umgang und Zugang zur Natur?
Die erste Frau, die ich begleitet und portraitiert habe, ist auch zugleich die Titelgeberin. Diese Frau hat einen Kamelhof in der Nähe von Oranienburg und hat diesen Satz so ähnlich in unserem ersten Gespräch gesagt. Ich war sehr verblüfft, dass es in Brandenburg Kamele gibt, wurde auf dem Hof aber erst einmal von zwei großen Hunden empfangen, bei denen ich mich nicht wirklich mehr getraut hatte, mich zu bewegen. Das war auch gut so, wie ich später erfuhr.
Aber zurück zu den Kamelen. Der Tag war total entspannt und ich wunderte mich die ganze Zeit, warum ich denn immer ruhiger und ruhiger wurde. Das lag tatsächlich an den Kamelen. Denn wie Gabi mir erklärte, liegt es daran, dass Kamele Energiesparer sind und sich das dann auf die komplette Herde auswirkt. Es gibt bei Kamelen relativ selten und wenig Rangkämpfe, außer wenn zwei „komplette“ Jungs in der Herde sind. Wieder etwas dazugelernt.
Ein anderer Tag fand auf einem Elefantenhof statt, der an der Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern liegt. Wenn so ein Elefant von hinten angerannt kommt, kann man es nicht hören. Man merkt nur, dass der Boden vibriert. Bei meinem Besuch auf dem Elefantenhof Platschow rannten die Elefanten natürlich nicht einfach los, aber es war schon echt etwas anderes, neben Kimba zu stehen.
Als ich Nadja zwischen den Elefanten portraitiert habe, fing der Elefant Kimba an, Nadja zu kitzeln – unter den Armen. Auch wussten die Elefanten, wie sie sich am besten als Modelle präsentieren und haben Nadja fast die Show gestohlen.
Vivian von der Walnussmeisterei Böllersen baut seit etwa fünf Jahren Walnüsse in Brandenburg an. Sie erforscht dabei auch, welche Sorten in den Böden und der Umgebung am besten wachsen und gedeihen. Die Walnüsse und ihre Walnussfarm sind ihre Leidenschaft. Vivian baut nicht nur die Walnüsse an, sie produziert auch Öl, Schnaps und Shampoo. Mir war nie wirklich klar, was man alles mit diesen Nüssen machen kann.
Eine andere Landwirtin ist Anja vom „Hof zur stolzen Kuh“. Sie ist ein deutsches Cowgirl, ihre Kühe sind das ganze Jahr über draußen und die Kälber bleiben deutlich länger bei ihren Müttern. Danach kommen die Kälber zu Ammen, sodass die Kleinen nicht mit der Flasche aufgezogen werden müssen.
Die Idee beziehungsweise der Wunsch nach einer artgerechteren Milchproduktion kam dem Cowgirl nach ihrer eigenen Mutterschaft, denn welche Mutter möchte schon ihr Kind direkt nach der Geburt weggeben? Anjas Pferde sind noch in der Ausbildung, die schnell vorangeht. Anjas eigene Ausbildung zum Cowgirl hat sie in Kanada bekommen.
Ich durfte auch schon eine Demeter-Bäuerin und eine konventionelle Bäuerin für Frucht und Gemüse fotografieren.
„In erster Linie bin ich Mensch und die Kamele interessieren mich mehr…“ möchte ich auf der ganzen Welt machen. Im November 2019 fliege ich nach Nevada und bringe einige spannende Geschichten unterschiedlicher Frauen mit – darunter auch einem amerikanischen Cowgirl.
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