Ein Beitrag von: Severin Ettlin
Wir Menschen sind seit unserem Entstehen immer wieder kreativ und versuchen, unsere Umwelt mit diversen Mittel zu verschönern oder abzubilden. Daraus ist Marmorbüsten und abstrakte Skulpturen entstanden, die wir bestaunen, betrachten und uns bewegen. Aber gibt die Natur nicht schon die schönsten Skulpturen? Skulpturen, die wir uns manchmal in unserer Fantasie gar nicht vorstellen können und die uns genauso bewegen wie unsere eigenen produzierten Skulpturen.
Durch meine Auseinandersetzung mit dem Gemüse, das ich im Zusammenhang mit einer solidarischen Landwirtschaft mitproduziere, sind mir immer wieder die schönsten Skulpturen in die Hände geraten. Eine Karotte hatte plötzlich Finger oder Knorpel dran. Die Kartoffel war nicht nur ein ovaler Klumpen, sondern manchmal kam auch mal ein Kartoffelmann in meine Pfanne.
Diese Beobachtungen inspirierten mich, dies bildlich darzustellen und ich begann, das Gemüse, das wir im Gemeinschaftsgarten anpflanzten und ernteten, zu fotografieren. Dies natürlich auf einem Sockel, denn da gehören Skulpturen hin. Die gemachten Fotos zeigen verschiedene Gemüsearten einerseits mit zum Teil sehr extravaganten Formen, aber andererseits auch in ihrer klassischen Schönheit. Sie wurde meistens bewusst nicht gewaschen oder retuschiert, um die Natürlichkeit nicht zu verfälschen.
Wer sich jetzt fragt, was eigentlich solidarische Landwirtschaft bedeutet, denen möchte hier einen kleinen Einblick in diese Idee geben:
Die solidarische Landwirtschaft (auch regionale Vertragslandwirtschaft oder CSA) bezeichnet eine Form der Übereinkunft und Zusammenarbeit zwischen Konsument*innen und Produzent*innen im landwirtschaftlichen Bereich. Dabei stehen die persönliche Beziehung, Mitbeteiligung, Mitsprache, Mithilfe, Risikoteilung und Wissenstransfer als zentrale Pfeiler im Mittelpunkt.
Per Definition ist der Gemeinschaftshof oder Gemeinschaftsgarten ein Zusammenschluss einer Gruppe von Verbraucher*innen und eines Partnerlandwirts. Das Konzept sieht eine Abnahmegarantie für die Produktion des Landwirtes vor, die Verbraucher*innen erhalten dafür Einblick und Einfluss auf die Produktion.
Solidarische Landwirtschaft existiert in vielen Varianten. Manchmal beginnt eine solche Initiative bei den Bäuer*innen, um den neoliberalen Produktionsbedingungen und Sachzwängen, denen sie oftmals ausgesetzt sind, ein Ende zu setzen. Manchmal beginnt sie bei Konsument*innen, die bei der ganzen Unübersichtlichkeit der Nahrungssuche ganz gern einmal wissen würden, woher denn eigentlich ihre Nahrung kommt. Gemeinsam ist ihnen das Bewusstsein für globale Zusammenhänge und die Auswirkungen ihres Handelns auf die Umwelt.
Als Projektabschluss druckte ich im Rahmen des Hoffestes unserer solidarischen Landwirtschaft die gemachten Fotos auf Stoffbahnen. Diese stellten wir wieder auf das Feld, wo die abgebildeten Pflanzen einmal herangewachsen waren. So entstand ein kleiner Kreislauf.
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