Silhouette. So ein tolles Wort, dessen korrekte Schreibung ich aber immer wieder nachschlagen muss. Natürlich könnte ich auch Schattenriss schreiben, aber das klingt nicht halb so schön. Ganz egal, wie wir das Ganze nennen: Da die Sonne laut Wetterbericht auch in den nächsten Tagen wieder scheint, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, dieses Thema der Woche in unserer Herausforderungsreihe umzusetzen.
Bei meiner kleinen Recherche zum Thema bin ich auf die lustige Geschichte von Étienne de Silhouette gestoßen. Der französische Finanzminister lebte im 18. Jahrhundert, also einer Zeit, in der die Fotografie noch nicht erfunden war. Er galt als furchtbar geizig und man sagte ihm nach, er würde sein Haus lieber mit schwarzen Scherenschnitten schmücken, als teure Ölgemälde zu kaufen. So prägte sein Name den Begriff Silhouette, der zur damaligen Zeit eine eher negative Konnotation hatte.
Zum Glück haben sich die Zeiten geändert und Silhouetten sind nicht mehr der Inbegriff von billiger, schlechter Kunst. Mit Schattenrissen arbeiten heute viele Kreative. Alles, was Ihr dafür braucht, ist ein starkes (Gegen-)Licht. Nutzt draußen die Sonne oder in Innenräumen eine starke Lampe, belichtet das Bild etwas unter und schon könnt Ihr Menschen, Tiere und Gegenstände auf ihre Form reduzieren.
Inspiration
Heiko Neubert hat genau das im Urlaub gemacht. Am Strand fielen ihm die vielen unterschiedlichen Menschen auf. Ausgerüstet mit einer kleinen Kompaktkamera wartete er im Wasser stehend auf die Urlaubsgäste. Ähnlich hat auch Magali Kermaïdics gearbeitet. Sie stand jedoch nicht am Meer, sondern im Miroir d’eau in Bordeaux, der mit einer Fläche von 3.450 m² der weltweit größte reflektierende Pool ist.
Die Technik wird besonders in der Straßenfotografie oft verwendet, weil sie es möglich macht, Menschen zu fotografieren, ohne sie erkennbar zu zeigen. Sie verschwinden im Schwarz und nur noch ihre Umrisse sind erkennbar. Das hat sich auch Martin Gommel oft zunutze gemacht und seinen Silhouettenaufnahmen einen ganzen Artikel gewidmet. Auch Michael Skubski ist ein großer Fan solcher Bilder und zeigt in einem weiteren Artikel seine Straßenfotos.
Anja Bührer arbeitet als Beleuchterin am Theater und hat dadurch einen ganz eigenen Sinn für Licht, Schatten und Atmosphäre. In ihrem Artikel stellt sie drei ihrer Silhouettenfotos kurz vor. Sebastian Frey nutzt Schattenrisse in seiner Serie „Post Habitats“, um eine düstere Stimmung aufzubauen. Seine Arbeiten zeigen eine dystopische Welt durch harte Kontraste und viel Korn.
Natürlich müssen in einer Silhouette nicht unbedingt menschliche Formen zu erkennen sein. Nutzt Tiere, Häuser oder Strukturen für Eure Experimente mit den Schattenrissen. Und auch, wenn wir hier zur Inspiration vorrangig Schwarzweißaufnahmen zeigen, ist ein Schattenriss ebenso in Farbe möglich. Denkt gern weiter und reizt die Grenzen aus. Wir sind gespannt auf Eure Ergebnisse!
Ablauf
Jetzt seid Ihr dran! Schnappt Euch die Kamera und ab geht’s, raus in die Sonne. Ihr habt wieder eine Woche Zeit, um dieses Thema umzusetzen. Verlinkt Euer Bild in den Kommentaren oder schickt es uns bis zum Dienstag, den 2. Juni per E-Mail. Jeden Montag gibt es im Magazin ein neues Thema für Euch. Ihr könnt jederzeit mit einsteigen oder die Themen als Inspiration für Euch nutzen – wie und wann es Euch eben passt. Dabei soll es nicht um einen Wettbewerb gehen, sondern eine Herausforderung für jede*n von Euch ganz persönlich sein.
Damit es auch wirklich eine Herausforderung ist, bitten wir darum, zu jedem Thema neue Bilder aufzunehmen und nicht nur alte Highlights aus dem Archiv zu kramen. Als Hashtag hat sich #kwerfeldein52 ergeben, wenn Ihr Eure Werke online zeigen möchtet. Einen Einblick in die Ergebnisse des letzten Themas findet Ihr jeweils am Samstag im Magazin!
Das Titelbild stammt von Magali Kermaïdics.
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