Kolumbien ist eines der vielfältigsten Länder, die ich bislang bereist habe. Neben der enormen Artenvielfalt, die Kolumbien für Naturbegeisterte sehr interessant macht, gibt es wegen der abwechslungsreichen Geografie auch für Landschaftsfotograf*innen sehr viel zu entdecken.
Zum Beispiel die Sierra Nevada de Santa Marta im Norden, die mit Gipfeln von über 5.000 m Höhe als das höchste Küstengebirge der Welt gilt. Was diese Gegend so besonders macht, ist die Vegetation am Fuße der schneebedeckten Gipfel. Die dichten Wälder mit ihren riesigen Farnen erstrahlen besonders in der Regenzeit in saftigem Grün. In mittleren Lagen verwandeln sie sich dann oft in mystische Nebelwälder.
Steigt man höher in die Berge, so findet man Palmen, die selbst noch in Höhen von über 3.000 m wachsen und einen einzigartigen Kontrast zum umliegenden Gebirge liefern. Bei meiner Suche nach professionellen Fotos davon fand ich jedoch nicht viel – ideal also, um selbst kreativ zu werden und ebensolche Fotos zu machen.
Minca
Sehr populär ist der Ort Minca am Rande der Sierra Nevada, in dem man zahlreiche Hostels findet. Von dort aus kann man die umliegenden Landschaften auf eigene Faust erkunden oder an längeren, organisierten Touren in die Berge teilnehmen.
Die bekannteste Tour geht zur sogenannten Lost City – sicher eine gute Möglichkeit, tiefer in die Landschaft der Sierra Nevada einzutauchen. Aufgrund der jetzt schon zahlreichen Tourangebote hatte ich jedoch bei meiner Planung die Befürchtung, dass es schon zu überlaufen sein könnte. Auch für meine Fotoidee – Palmen vor einem Bergpanorama – erschien mir diese Tour nicht ideal.
Am Ende entschied ich mich nicht nur gegen die Tour zur Lost City, sondern auch gegen Minca, was eine gute Entscheidung war. Der Trubel in und um Minca, den ich später bei meiner Fahrt in die Berge sah, erinnerte mich stark an das, was man heute an populären Instagram-Spots sieht.
Cerro Kennedy
Die beste Sicht auf die Sierra Nevada hat man wohl vom Cerro Kennedy, dessen Gipfel knapp 30 km von Minca entfernt liegt. Mit dem Auto ist er für Gäste jedoch nicht zu erreichen. Die Straße hinter Minca ist eine Allradpiste, die spätestens nach der Abzweigung in Cincinati nur noch schwer befahrbar ist. Die einzigen Jeeps, die dort hochfahren, transportieren Wasser und Materialien zur Militärstation am Gipfel.
Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, den Gipfel zu besuchen. Wer zwei bis drei Stunden auf dem Rücksitz eines Cross-Motorrads durchhält, findet sicher Einheimische, die die Tour machen. Zum Fotografieren muss man aber zum Sonnenaufgang – also zwischen 5 und 6 Uhr morgens – am Gipfel sein. Damit fällt diese Option für Landschaftsfotograf*innen flach.
Beliebt ist auch die Wanderung von Minca aus. Am ersten Tag wandert man etwa 20 km zum Hostal Moncho, verbringt dort die Nacht und geht dann am nächsten Morgen die letzten Kilometer zum Gipfel. Für alle, die eine etwas rustikale Unterbringung nicht stört, sicher eine gute Option.
Außerdem gibt es Tourangebote, die eine Wanderung über die Finca Santa Elena zum Cerro Kennedy anbieten – zum Beispiel Wiwatour. So eine Tour wäre wegen der Aussicht auf die Sierra Nevada von Santa Elena aus sicher auch für Landschaftsfotograf*innen interessant.
Ich wollte in der Gegend jedoch mehrere Tage fotografieren und dafür waren sowohl das Hostal Moncho also auch die zweitägige Tour weniger geeignet. Auf der Suche nach einer Unterkunft, die sowohl nah genug am Gipfel lag, dass ich ihn zu Fuß vor Sonnenaufgang erreichen konnte, als auch in der Umgebung genug Möglichkeiten für Fotos bot, fand ich die Sierra Alta Finca Boutique.
Sicher nicht das günstigste Hotel in Kolumbien, aber für das, was man dort geboten bekommt, jeden Cent wert: neben einer fabelhafte Aussicht das beste Essen, das ich in Kolumbien genießen durfte. Zudem war die Finca der ideale Ort für meine Touren am Cerro Kennedy.
Schon nach wenigen Metern führt der Weg zum Gipfel durch einen dichten Wald, den ich in den ersten beiden Fotos präsentiere. Als ich im September dort war, war das der Beginn der Regenzeit und somit lag der Wald oft in Nebel gehüllt – ideal für Waldfotos, weniger gut für ein Foto der Sierra Nevada. Der Blick auf die Berge wurde oft von Wolken versperrt. Vermutlich eignet sich die Trockenzeit besser, wenn man die Chance auf eine freie Sicht erhöhen möchte.
Ich hatte jedoch Glück: Zwischen reichlich Regen gab es auch immer wieder klare Momente. Etwa 6 km oberhalb der Finca fand ich an einem Abend zum Beispiel diese Aussicht nach Barranquilla vor.
Auch meine Fotos der Sierra Nevada sollte ich bekommen. Nach einer 24 km langen Scoutingwanderung im Nebel, die ich kurz nach dem Hostal Moncho wegen nicht vorhandener Sicht abbrach, begann ich am nächsten Morgen um 2 Uhr meinen Aufstieg zum Cerro Kennedy.
Regen war erst wieder für den Nachmittag und die nächsten Tage vorhergesagt und so hieß es alles oder nichts. Ich benötigte etwas über drei Stunden für die 14,5 km und 1.350 Höhenmeter. Dann musste ich noch schnell eine Komposition finden und schon begann der Himmel zu glühen und die Landschaft wurde in goldenes Licht getaucht.
Es war alles ein wenig knapp und ich würde für die Strecke in Zukunft eher vier Stunden einplanen, um mehr Zeit zum Komponieren des ersten Fotos zu haben. Auch würde ich allen empfehlen, die dort fotografieren möchte, mehrere Tage einzuplanen und vorher zumindest schon einmal bis zum Hostal Moncho aufzusteigen. Von dort hat man bereits einen ersten Blick auf die Berge und bekommt eine Idee davon, was man erwarten kann.
Fit sollte man ebenfalls sein. Auch wenn der Weg nicht steil ansteigt, zieht sich die Wanderung sehr, vor allem mit dem anschließenden Abstieg. Wer sich dem nicht gewachsen fühlt, sollte definitiv die Option mit dem Hostal Moncho in Erwägung ziehen oder sich mit dieser Aussicht begnügen, die man schon nach 12,5 km erreicht. Ich bin in der Dunkelheit einfach daran vorbeigewandert und habe sie erst beim Absteigen entdeckt.
Anreise
Für diejenigen, die nun Lust bekommen haben, die Berglandschaft bei Santa Marta zu erkunden, habe ich noch ein paar Tipps zur Anreise. Von Deutschland kann man mit einmal Umsteigen nach Cartagena fliegen. Es lohnt sich, dort einen Zwischenstopp einzulegen. Um dann weiter nach Santa Marta zu gelangen, gibt es mehrere Möglichkeiten.
Ich habe diese Strecke mit einem Minibus von Marsol zurückgelegt. Den Pickup vom Hotel habe ich mit ein paar Nachrichten auf deren Facebook-Seite organisiert. Rudimentäre Spanischkenntnisse sind dafür hilfreich. Von Santa Marta nach Minca sind erneut Busse unterwegs. Wer aber auch, wie ich, in der Finca Sierra Alta unterkommen möchte, lässt am besten von der Finca einen 4×4-Transport organisieren.
Vor oder nach dem Aufenthalt in den Bergen bietet es sich an, den Tayrona-Nationalpark an der Küste zu erkunden. Auch dort gibt es einige schöne Motive. Und auch sonst hat Kolumbien sehr viel zu bieten. Ich war fast drei Wochen dort und die Zeit verging wie im Flug.
Weitere Impressionen von meinem Aufenthalt in der Finca Sierra Alta und von meinen Erkundungstouren gibt es in meinem Video in englischer Sprache.
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