Kriss Munsya ist ein bildender Künstler aus Vancouver, der für seine konzeptuellen Serien visuelle Symbole und Rätsel verwendet, um rassistische Erfahrungen aufzuarbeiten. Surreale Farbräume bilden den Rahmen für die Umformung von Erinnerungen ans Aufwachsen als Schwarzer.
Kriss Munsya wurde im Kongo geboren und wuchs in den 90er Jahren in Brüssel auf. Als afrikanischer Immigrant der ersten Generation wurde er von Kindesbeinen an mit einem normalisierten und oft gewalttätigen Rassismus konfrontiert. Aus diesen Erfahrungen erwuchs seine Vorstellung von der Welt und sich selbst darin.
Kriss ist ein auto-didaktischer Künstler mit Erfahrungen in Fotografie, Grafikdesign, Musik- und Videoproduktion. Bereits sehr früh in seinem Leben spielte die Kunst eine wichtige Rolle für ihn, angefangen mit dem Zeichnen. Nachdem er versucht hatte, ein professioneller Fußballer zu werden, widmete er sich doch ganz der Welt der Kunst.
Neben anderen hatte Tim Burton den größten Einfluss auf ihn, indem Kriss durch seine Arbeiten entdeckte, dass man durch das Zusammenspiel verschiedener künstlerischer Medien auch ein sehr komplexes Zusammenspiel von Gefühlen erreichen konnte. Emotionen sind wie Farben und Kriss erforscht die feinen Abstufungen zwischen ihnen.
Im Jahr 2014 schrieb und produzierte er seinen ersten Spielfilm namens „Us and Them“, bei dem er auch Regie führte und in dem es um Einsamkeit und Liebe ging – aufgenommen, während er von New York nach Rio de Janeiro trampte. 2015 folgte ein Dokumentarfilm über Independent Music.
Seitdem hat er seinen Schwerpunkt auf die konzeptuelle Fotografie verlegt, in der er umfangreiche Serien wie sein aktuelles Projekt „The Eraser“ aus diesem Jahr erarbeitet, aus dem Ihr hier Ausschnitte seht und die durch seine Erfahrungen mit Rassendiskriminierung geprägt sind.
In der semi-autobiografisch angelegten Serie „The Eraser“ greift er Erinnerungen wieder auf, die von Weißsein geprägt sind und überarbeitet sie mit Schwarzsein. Entsprechend der unvollkommenen Natur von Erinnerungen sind die entstehenden Bilder oft skizzenartig und lassen Raum für die kreative Aneignung der auftretenden Rollen.
In dieser Serie treffen die Erfahrungen der Vergangenheit auf die Wünsche der Zukunft. Es ist eine Geschichte von Veränderung und der Umwandlung von alten Erinnerungen in neue. Eine Form wird von einer anderen, viel größeren absorbiert. Traumatische Erinnerungen werden durch Fantasien ausgelöscht, um die Zukunft zu formen.
Wie viele andere Kinder hat Kriss die Erfahrung alltäglicher Gewalt internalisiert, um überleben zu können. Doch schon bald wurde ihm gesagt, dass er auch nicht wie die anderen Schwarzen Kinder sei. Ihm wurde gesagt, dass er zu weiß oder nicht Schwarz genug sei. All das hat sich in seinem Kopf vermischt.
Er hat Jahre gebraucht, um die Entfremdung zu erkennen, die ihn von seiner wahren Natur, aber auch von seiner Gemeinschaft trennt. Er flüchtete in die Ferne, um seine Wunden zu heilen. Doch nun möchte er wieder in die Gemeinschaft zurückkehren. Weil er sie braucht, genauso wie sie ihn braucht.
Nun, da er älter ist, möchte er sich die Vergangenheit aneignen, die er nie hatte. Er versucht, seine Erinnerungen mit seinen eigenen Leuten zu bevölkern, um von der Gemeinschaft akzeptiert zu werden. Doch Erinnerungen sind kompliziert, es kann Lücken darin geben und man findet immer auch Unerwartetes, wenn man in der Vergangenheit gräbt.
Besonders ans Herz legen möchte ich Euch einen Besuch auf Kriss’ Instagram, wo er zu seinen Arbeiten auch die Geschichten, Gedanken und Erinnerungen teilt, die ihn zu diesen Bildern inspiriert haben.
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