Wird der Begriff Selfie in den Raum geworfen, denken die meisten Menschen sofort an soziale Medien, allen voran Instagram. Der Begriff verbreite sich tatsächlich etwa zeitgleich mit dem Onlinedienst rasant. Der Neologismus kam im deutschen Sprachraum im Jahr 2010 auf, Instagram erschien am 6. Oktober 2010 im App Store. Sicher kein Zufall. Aber was unterscheidet ein Selfie von einem Selbstportrait?
Um das herauszufinden, wäre es wichtig, eine genaue Definition des Wortes Selfie zu haben. Aber die gibt es bisher nicht. Es finden sich sogar viele verschiedene Definitionen, die nicht immer schlüssig sind und sich zum Teil auch widersprechen.
Duden: Selfie, das: mit der Digitalkamera (des Smartphones oder Tablets) meist spontan aufgenommenes Selbstportrait einer oder mehrerer Personen.
Laut Duden ist das Medium wichtig, um ein Selfie zu definieren. Laut dieser Definition könnte kein Selfie mit einer DSLR oder einer analogen Kamera gemacht werden. Auch die Spontanität des Bildes scheint entscheidend. Ein geplantes Foto sei demnach selten ein Selfie.
Dabei sind die meisten Bilder, die allgemein als Selfie bezeichnet werden, oft alles andere als spontan und entstehen an eindrucksvollen Orten, die extra dafür aufgesucht werden. Oft gehen dem veröffentlichten Bild auch viele andere Aufnahmen voraus, aus denen dann die beste ausgesucht und auch noch mit Filtern und Apps optimiert wird. Spontanität sieht für mich anders aus.
Wikipedia: Ein Selfie (/ˈsɛlfiː/) ist eine Fotografie in der Art eines Selbstportraits, oft auf Armeslänge aus der eigenen Hand aufgenommen. Selfies sind oft in sozialen Netzwerken vorhanden und bilden eine oder mehrere Personen (Gruppenselfies) ab.
Wikipedia lässt das Medium und die Spontanität aus der Definition heraus und legt den Fokus dafür auf die sozialen Netzwerke und eine Armeslänge Abstand. Eine etwas bessere Eingrenzung, aber immer noch recht ungenau.
Ich suche nach einer Abgrenzung zum Selbstportrait und frage mich, ob es am Ende nicht doch dasselbe ist. Oft habe ich das Gefühl, dass der Begriff Selfie abwertend verwendet wird. Sowohl von den Urheber*innen selbst – „Ach, das ist nur ein Selfie!“ – als auch von den Medien. Noch niemand starb seit der Etablierung des Begriffs beim Versuch, ein Selbstportrait aufzunehmen, doch Selfietote gab es in den Schlagzeilen hingegen viele.
Eine spannende Idee, die beiden Begriffe zu unterscheiden, fand ich in einem Interview des Monopol-Magazins mit dem Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich. Laut ihm dienen Selfies viel eher der Kommunikation als der Selbstdarstellung. Ganz im Gegenteil verstecke man sich mit Hilfe von Grimassen, standardisierten Posen und Filtern eher und zeige viel weniger von sich selbst als bei klassischen Selbstportraits. Demnach seien Selbstportraits auch viel narzisstischer als 99 % der Selfies.
Ich bin nicht ganz sicher, ob ich mich dem Narzissmus-Gedanken anschließe, die Idee der Kommunikation finde ich aber großartig. Der Zweck von Selfies ist es, anderen etwas zu erzählen: vom tollen Urlaub, der neue Sonnenbrille oder auch einfach, um ein kurzes „Hallo, mich gibt’s noch“ auszusenden. Selbstportraits tun das nicht. Sie stehen für sich, verarbeiten Gefühle und Gedanken, vielleicht auch zeitgenössische Themen und Probleme auf einer ganz anderen Ebene.
Wie seht Ihr das? Macht eine Unterscheidung zwischen Selfie und Selbstportrait für Euch überhaupt Sinn und wie würdet Ihr Selfie definieren? Vielleicht können wir ja gemeinsam eine Beschreibung finden und sie Duden und Wikipedia vorschlagen. Denn eins ist sicher: Die bisherigen Definitionen sind nicht ausreichend, um dieses vielfältige Thema zu beleuchten.
Das Titelbild stammt von Quinten de Graaf. Vielen Dank!
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